Die reichsten ein Prozent der Menschen sind für mehr als doppelt so viel Kohlenstoffbelastung (Emissionen) verantwortlich wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung − 3,1 Milliarden Menschen − wie Untersuchungen zeigen.

Trotz eines Rückgangs der Kohlenstoffemissionen aufgrund der Corona-Pandemie bleibt die Welt in diesem Jahrhundert auf dem Weg zu einer Erwärmung um mehrere Grad. Das bedroht gerade arme Länder und Entwicklungsländer mit der ganzen Bandbreite von Naturkatastrophen, was zu Flucht und Vertreibungen führt.

Die „Kohlenstoff-Ungleichheit“ wird immer größer

Eine von Oxfam geleitete Analyse zeigte, dass die jährlichen Emissionen zwischen 1990 und 2015 um 60 Prozent anstiegen. Nur 63 Millionen Menschen − also ein Prozent der Weltbevölkerung − haben seit 1990 neun Prozent des Kohlenstoffhaushalts verbraucht, wie eine vom Stockholmer Umweltinstitut für Oxfam durchgeführte Untersuchung ergab. Die Analyse wies auf eine immer größer werdende „Kohlenstoff-Ungleichheit“ hin und besagte, dass die Wachstumsrate der Emissionen von einem Prozent der Menschen dreimal so hoch war wie die der ärmsten Hälfte der Menschheit.

„Es ist nicht nur, dass die extreme wirtschaftliche Ungleichheit in unseren Gesellschaften spaltend wirkt, es ist nicht nur, dass sie die Geschwindigkeit der Armutsbekämpfung verlangsamt“, sagte Tim Gore, Leiter der Abteilung Politik, Interessenvertretung und Forschung, gegenüber AFP. „Es gibt auch einen dritten Faktor, der darin besteht, dass der Kohlenstoffhaushalt ausschließlich für die ohnehin schon Wohlhabenden, die ihren Konsum steigern, aufgebraucht wird. „Und das hat natürlich die schlimmsten Auswirkungen auf die Ärmsten und am wenigsten Verantwortlichen“, fügte Gore hinzu.

Umgestaltete Weltwirtschaft dringend nötig

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 verpflichtet die Nationen, den globalen Temperaturanstieg auf „deutlich unter“ zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Aber die Emissionen sind seither weiter gestiegen. Mehrfach wurde schon davor gewarnt, dass ohne eine gründlich umgestaltete Weltwirtschaft, die einem grünen Wachstum Vorrang einräumt, die Einsparungen an Schadstoffen (durch COVID-19) einen unbedeutenden Einfluss auf den Klimawandel haben werden.

Mit einer Erwärmung von bisher nur 1 Grad Celsius kämpft die Erde bereits jetzt gegen häufigere und intensivere Waldbrände, Dürren und Superstürme, die durch den Anstieg der Meere noch verstärkt werden. Gore sagte, dass die Regierungen die doppelte Herausforderung des Klimawandels und der Ungleichheit in den Mittelpunkt eines jeden COVID-19-Wiederherstellungsplans stellen müssen.

„Es ist klar, dass das kohlenstoffintensive und höchst ungleiche Modell des Wirtschaftswachstums in den letzten 20-30 Jahren nicht der ärmsten Hälfte der Menschheit zugutegekommen ist“, sagte er. „Und es ist falsch zu behaupten, dass wir uns zwischen Wirtschaftswachstum und der (Behebung der) Klimakrise entscheiden müssen.

Rettung der Natur sollte Priorität haben

In einem Kommentar zum Oxfam-Bericht sagte Hindou Oumarou Ibrahim, ein Umweltaktivist und Präsident der Vereinigung für indigene Frauen und Völker des Tschad, dass der Klimawandel nicht bekämpft werden könne, ohne der wirtschaftlichen Gleichberechtigung Vorrang einzuräumen. „Meine indigenen Völker haben lange Zeit die Hauptlast der Umweltzerstörung getragen“, sagte Ibrahim. „Jetzt ist es an der Zeit, zuzuhören, unser Wissen zu integrieren und der Rettung der Natur Priorität einzuräumen, um uns selbst zu retten.

phys.org / futurism.com